Warum wird an so vielen Straßen gleichzeitig gebaut?

Baumaschinen bringen Asphalt auf eine Straße. Im Vordergrund sind eine Sandfläche und ein Sandhaufen.Details anzeigen
Baumaschinen bringen Asphalt auf eine Straße. Im Vordergrund sind eine Sandfläche und ein Sandhaufen.

Vorrangiges Ziel der Baumaßnahmen ist die Erhaltung unserer Straßen.

Vorrangiges Ziel der Baumaßnahmen ist die Erhaltung unserer Straßen.

Die Straßenbau- und Verkehrsverwaltung Mecklenburg-Vorpommern verwaltet im Auftrag des Bundes die Bundesstraßen im Land und ist auch verantwortlich für die Landesstraßen. Insofern beziehen sich folgende Aussagen zunächst auf diese Straßen, dürften aber in Teilen auch auf Kreis- und Gemeindestraßen übertragbar sein.

Die Gründe für die verstärkten Maßnahmen im Straßenbau sind:

1. Investitionshochlauf

Ein Großteil der Straßenbauarbeiten bei uns im Land ist auf den Investitionshochlauf zurückzuführen, den die Bundes- und Landesregierung ab 2016 eingeleitet haben. Dies bedeutet: Es steht deutlich mehr Geld für die Erhaltung von Straßen und Brücken zur Verfügung als in der Vergangenheit. Unser Ziel ist es, jährlich annäherungsweise so viel Geld in die Unterhaltung zu investieren, das dem jährlichen Verschleiß der Straßen entspricht.

Die Investitionen in die Landes- und Bundesstraßen durch Land und Bund bleiben auf dem hohen Niveau der Vorjahre. Etwa 180 Millionen Euro Bundes- und Landesmittel flossen 2023 in die Straßeninfrastruktur des Landes Mecklenburg-Vorpommern. 

Circa 95 Millionen Euro wurden 2023 in die Bundesstraßen im Land investiert und circa 60 Millionen Euro in den Neubau, die Erhaltung und den Um- und Ausbau von Landesstraßen. Die Kosten für Planung und Bauvorbereitung lagen im Jahr 2023 bei rund 25 Millionen Euro.

2. Erhalt vor Neubau

Bund und Land haben sich mit Fokus auf das bestehende Straßennetz und die Bedeutung eines angemessenen Straßenzustands den Grundsatz "Erhalt vor Neubau" auferlegt und investieren schwerpunktmäßig in diesen Bereich.

Grundsätzlich sollten Fahrbahndecken auf Bundes- und Landesstraßen alle zwölf bis fünfzehn Jahre erneuert werden, um Schäden im Unterbau zu vermeiden, die erheblich aufwändiger und somit auch teurer zu beheben wären.

So wie der Bund für die Bundesfernstraßen hat es sich die Landesregierung für die Landesstraßen zum Ziel gemacht, im Rahmen der finanziellen und kapazitiven Möglichkeiten schwerpunktmäßig in Erhaltungsmaßnahmen zu investieren und die Mittel dafür deutlich erhöht. Lagen die Ausgaben für Erhaltungsmaßnahmen an Fahrbahnen, Ingenieurbauwerken und Radwegen in der Baulast des Landes im Jahr 2022 noch bei rund 25 Millionen Euro, betragen diese im Jahr 2024 rund 35 Millionen Euro. Dieses Volumen soll auch in den kommenden Jahren beibehalten werden. Einhergehend mit diesen Investitionen wird sich auch der Gesamtzustand der Straßen weiter spürbar verbessern.

Als Träger der Straßenbaulast für die Landesstraßen veranlasst das Land seit 2010 in Intervallen von vier Jahren eine regelmäßige Zustandsermittlung aller Straßenabschnitte. Spezielle Messfahrzeuge fahren dann die Straßen ab und erfassen den Zustand anhand der sogenannten Gebrauchs- und Substanzwerte.

Die letzte Zustandsermittlung wurde im Jahr 2022 durchgeführt. Danach haben circa 70 Prozent der Landesstraßen in Mecklenburg-Vorpommern einen Straßenzustand, für den die Befahrbarkeit ohne weiteres gegeben ist. Handlungsbedarf besteht bei rund 30 Prozent der Straßen. Für diese Streckenabschnitte sind Sanierungserfordernisse zu prüfen und gegebenenfalls im Rahmen von Erhaltungsmaßnahmen umzusetzen. Dies zeigt, dass der seit einigen Jahren von der Landesregierung postulierte Grundsatz „Erhaltung vor Neubau“ mit ausreichend hohen Finanzmittelausstattungen weiter fortgesetzt werden muss.

3. Saisonale Einschränkungen

Straßenbauarbeiten müssen bei verlässlich frostfreier Witterung erfolgen. Sie können daher witterungsbedingt nur selten in den Wintermonaten durchgeführt werden. Von den verbleibenden neun Monaten eines Jahres werden für touristisch bedeutsame Strecken möglichst auch die Sommersaison, die Frühjahrs- und Herbstferien sowie die Feiertage um Osten und Pfingsten für Bautätigkeiten ausgespart. Somit verbleiben für eine Vielzahl von erforderlichen Baumaßnahmen nur noch die eingeschränkten Baufenster in den Frühjahrs- und Herbstmonaten, was zu einer Häufung von Baumaßnahmen in diesen beiden Jahreszeiten führen kann.

Zusätzlich zu diesen jahreszeitlichen Betrachtungen werden Bauprojekte auch im regionalen Zusammenhang betrachtet und geplant. So wird stets geprüft, wann welche Maßnahmen stattfinden können, um den Verkehr nicht durch zwei Baustellen in relativ kurzem Abstand hintereinander zu beeinträchtigen.

4. Akuter Handlungsbedarf

Zu den im Rahmen der Straßenerhaltung geplanten Maßnahmen kommen Baustellen, die unerwartet akutes Handeln erfordern und nicht aufschiebbar sind. Dies kann zum Beispiel nach ungewöhnlichen Wettereignissen oder anderen unvorhersehbaren Entwicklungen der Fall sein.

5. Fazit

Grundsätzlich ist uns bewusst, dass Straßenbauarbeiten den Verkehrsfluss beeinträchtigen und sehr viel Geduld von den Verkehrsteilnehmern verlangen. Angrenzende Städte und Gemeinden müssen in vielen Fällen die Umleitungs- und Ausweichverkehre aufnehmen. Planende und Durchführende geben stets ihr Bestes, die Beeinträchtigungen so gering wie möglich zu halten. Wir sind bemüht, die Straßenbauarbeiten in der Vorbereitung nicht nur mit der Polizei und den Verkehrsbehörden sondern auch mit betroffenen Anliegern, Institutionen und Unternehmen sowie Polizei und Verkehrsbehörden abzustimmen.

Würden wir all diese Straßenbauarbeiten nicht durchführen, wären unsere Straßen in absehbarer Zeit in einem unzumutbaren Zustand – und die Beeinträchtigungen für den Verkehr gravierender bis hin zu dauerhaften Sperrungen wegen mangelnder Verkehrssicherheit.