L 21 Ersatzneubau Meiningenbrücke bei Bresewitz
Das Straßenbauamt Stralsund plant eine neue Brücke über den Meiningenstrom. Geprüft wird dabei, ob der Betrieb der Anlage durch die Integration von Anlagen zur Erzeugung erneuerbarer Energien nachhaltig erfolgen kann.
© strassen-mv.de
Das Straßenbauamt Stralsund plant eine neue Brücke über den Meiningenstrom. Geprüft wird dabei, ob der Betrieb der Anlage durch die Integration von Anlagen zur Erzeugung erneuerbarer Energien nachhaltig erfolgen kann.
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Die Meiningenbrücke überführt die Landesstraße 21 über den Meiningenstrom, der zwischen Bresewitz und Prerow (Landkreis Vorpommern-Rügen) liegt. Die Fachwerkbrücke ist damit ein wichtiges Verbindungsstück zwischen der Halbinsel Fischland-Darß-Zingst und dem Festland. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts überquerte die alte Darßbahn das Bauwerk.
Für den öffentlichen Verkehr ist die Brücke aufgrund ihres schlechten Zustandes gesperrt. Eine Behelfsumfahrung führt den Verkehr zweispurig über den Meiningenstrom.
Nach der Entscheidung der Landesregierung zur Reaktivierung der Darßbahn hat das Straßenbauamt Stralsund den Auftrag erhalten, die Planung einer neuen Brücke über den Meiningenstrom zu koordinieren. Dabei sind vier verschiedene Verkehrsträger miteinander zu verknüpfen: Eisenbahn, Kraftfahrzeuge, Schifffahrt und Fußgänger/Radfahrer.
Projektbeschreibung
Das Organigramm der Projektbeteiligten
© strassen-mv.de
Das Organigramm der Projektbeteiligten
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Im Februar 2020 wurde durch die Landesregierung die Entscheidung zur Reaktivierung der Darßbahn getroffen. Daraufhin hat das Straßenbauamt Stralsund den Auftrag erhalten, das europaweite Planungsausschreibungsverfahren durchzuführen.
Die Aufgabenstellung umfasst die Planung einer neuen Brücke über den Meiningenstrom und die Anbindung an das vorhandene Infrastrukturnetz. Außerdem ist der Rückbau der alten vorhandenen Querungsbauwerke in die Planung mit einzubinden. Beim Bestandsbauwerk (Baujahr 1910) handelt es sich um eine mehrfeldrige genietete Stahl-Fachwerkkonstruktion mit einer Gesamtlänge von 483 Meter und einem Drehteil, welches für die Schifffahrt auf der Bundeswasserstraße Meiningenstrom geöffnet werden kann.
Die Schwierigkeit und Komplexität der Aufgabenbeschreibung besteht darin, vier verschiedene Verkehrsträger (Eisenbahn, Kraftfahrzeuge, Schifffahrt, Fußgänger/Radfahrer) miteinander zu verknüpfen, die jeweils unterschiedliche Anforderungen in Bezug auf die Infrastrukturgestaltung beanspruchen.
Angesichts der Komplexität der Aufgabenbeschreibung sind die Aufgaben themenbezogen auf neun Fachbereiche aufgeteilt worden:
- Fachbereich 1 - Verkehrsanlagen
Hier sind alle Leistungen erfasst, die zur Planung der Verkehrsanlagen für den Straßenverkehr und dem Radfahrer-/Fußgängerverkehr, einschließlich der Entwässerungsplanung und der Grunderwerbsplanung dienen. - Fachbereich 2 - Umweltschutz
Dieser Fachbereich untersucht in einem definierten Untersuchungsraum die Auswirkung der Planung und erarbeitet Maßnahmen für die Kompensation der Eingriffe in Natur und Landschaftsraum. - Fachbereich 3 - Konstruktiver Ingenieurbau
Hier sind alle Leistungen erfasst, die zur Planung des Brückenbauwerks und sonstiger Ingenieurbauwerke erforderlich sind. Hierzu gehören auch die technische Anlagenplanung für das bewegliche Brückenbauteil, einschließlich der hierfür notwendigen Antriebs-, Steuerungs- und Regeltechnik sowie die Planung des Rückbaus der alten Bestandsbauwerke. - Fachbereich 4 - Geotechnik
In diesem Fachbereich werden die Baugrundgegebenheiten untersucht, Baugrundgutachten und Bodenschutzkonzepte erstellt. - Fachbereich 5 - Vermessung
Hier sind alle Leistungen erfasst, die für die messtechnische Erfassung des Umfeldes erforderlich sind. Es erfolgt die Entwurfsvermessung und es werden die Grundlagen für die spätere Bauvermessung erarbeitet, sowohl auf dem Land als auch im Gewässer. - Fachbereich 6 - Hochbau
Im Fachbereich Hochbau sind die Leistungen für die technische Planung des Betriebsgebäudes, einschließlich der Versorgungsmedien erfasst. - Fachbereich 7 - Verkehrsuntersuchung
Hier sind alle Leistungen gebündelt, die für die Bestandserfassung und die Berechnung der Prognosezahlen der Verkehrsbelastungen des Straßen-, Fußgänger- und Radverkehrs erforderlich sind. - Fachbereich 8 - Technischer Umweltschutz
In diesem Fachbereich werden Schallschutz-, Schadstoff- und Klimaschutzgutachten erarbeitet. - Fachbereich 9 - Bahnanlagen
Hier sind alle Leistungen erfasst, die sich mit den speziellen Planungen der Bahnanlagen auf dem Brückenbauwerk, wie auch in den Anschlussbereichen an die weiterführende Darßbahnplanung beschäftigt. Hierzu zählen neben den gleisbautechnischen Planungen auch die Planungen der Sicherungs- und Kommunikationstechnik für die Bahnanlagen im Brückenbereich.
Übersichtslageplan
Projektstand
Der Untersuchungsraum beinhaltet Schutzgebiete.
© strassen-mv.de
Der Untersuchungsraum beinhaltet Schutzgebiete.
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Die Planungen für den Ersatzneubau der Meiningenbrücke befinden sich derzeit in der Voruntersuchung. Diese Planungsphase soll im dritten Quartal 2024 abgeschlossen werden. Danach werden in der Entwurfsplanung und in der Genehmigungsplanung die Unterlagen für das erforderliche Planfeststellungsverfahren erstellt.
Die Vorzugsvariante des Straßenbauamtes Stralsund sieht nach aktuellem Stand vor, dass die neue Brücke an der Landesstraße 21 als gemeinsames Bauwerk für Straße und Schiene errichtet wird: Die getrennten Überbauten für Straße und Schiene werden demnach auf gemeinsamen Gründungen und Widerlagern ruhen. Der separate Radweg wird auf der östlichen Seite des Straßenüberbaus geführt. Eine Besonderheit ist der geplante Betrieb der neuen Brücke aus regenerativen Energien.
Das Gesamtbauwerk besteht aus vier Abschnitten: Ausgehend von Zingst in Richtung Bresewitz wird zunächst das Vorland überbrückt (inselseitige Vorlandbrücke), danach folgen die Überbrückung des Fahrwassers mittels eines beweglichen Brückenteils (Klappbrücke), die Strombrücke über den Meiningenstrom und die Überbrückung des Inselvorlandes (festlandseitige Vorlandbrücke). Die Gesamtlänge der Brückenkonstruktion beträgt – ohne Anbindung an das bestehende Straßennetz – rund 500 Meter.
Die Schwierigkeit und Komplexität der Planungen besteht darin, vier verschiedene Verkehrsträger (Eisenbahn, Kraftfahrzeuge, Schifffahrt, Fußgänger/Radfahrer) miteinander zu verknüpfen, die jeweils unterschiedliche Anforderungen in Bezug auf die Infrastrukturgestaltung beanspruchen. Hierbei sind verschiedene Kombinationsmöglichkeiten nach technischen sowie arten- und gebietsschutzrechtlichen Kriterien analysiert und miteinander verglichen worden.
Das neue Bauwerk wird an Stelle der alten Meiningenbrücke errichtet. Mit Fertigstellung werden die stillgelegte Eisenbahnbrücke sowie die aktuell für den Straßenverkehr genutzte Behelfsbrücke zurückgebaut.
Aktuelle Informationen
Bezeichnung | Format | Größe |
---|---|---|
Vorstellung Planungsstand Bürger-Informationsveranstaltung in Pruchten (Mai 2024) | 6,41 MB |
Pressemitteilungen
- Pressemitteilung vom 11. Dezember 2020
Auftrag für Planung der Meiningenbrücke vergeben - Pressemitteilung vom 08. Mai 2020
Vergabeverfahren für Planung der Meiningenbrücke gestartet
Besonderheiten
Im Zuge der Planungen wurde erstmals in Deutschland ein Projekt zum nachhaltigen Betrieb einer beweglichen Brücke initiiert. Im Ergebnis eines hierfür erstellten Nachhaltigkeitskonzeptes wurde ermittelt, das unter Nutzung der Solarenergie der Energiebedarf der neuen Meiningenbrücke von etwa 100.000 kWh/Jahr am besten gedeckt werden kann. Partner bei der Weiterentwicklung und Umsetzung des Projektes sind die Stadtwerke Barth. Momentan wird an dem zukünftigen Betreibermodell und dem Energiekonzept gearbeitet, um die Kraft der Sonne aus energetischer und wirtschaftlicher Sicht optimal zu nutzen.
Historie
In den Jahren 1910 bis 1947 wurde die Meiningenbrücke im kombinierten Verkehr als Eisenbahn- und Straßenbrücke genutzt. Ab 1947 wurde der Bahnverkehr zwischen Bresewitz und Prerow und somit auch auf der Brücke eingestellt.
Mit Wirkung vom 1. Januar 1964 erfolgte über das ehemalige Ministerium für Verkehrswesen der DDR eine Änderung der Rechtsträgerschaft über das Anlagevermögen (Brückenbauwerk) von der Deutschen Reichsbahn an das damalige Staatliche Straßenbau-Aufsichtsamt.
Um dringend notwendige Instandsetzungs- und Umbaumaßnahmen an der Fachwerkbrücke unter Vollsperrung des Straßenverkehrs realisieren zu können, war die Errichtung einer temporären Behelfsumfahrung in direkter Parallellage zur Fachwerkbrücke beschlossen worden, deren Fertigstellung im Jahre 1981 erfolgte.
Ursprünglich als zeitweise Lösung gedacht, wurde die Behelfsumfahrung nach Abschluss der Umbauarbeiten an der Fachwerkbrücke ab Mitte der 1980-er Jahre wegen des stark angestiegenen Fahrzeugverkehrs weiterhin in Betrieb gehalten.
Da die alte Fachwerkbrücke aufgrund ihrer Breite den Fahrzeugverkehr lediglich wechselseitig einspurig überführen konnte, war mit der Errichtung der Behelfsumfahrung in den Monaten März bis Oktober durch die Nutzung beider Brücken eine insgesamt zweispurige Verkehrsführung möglich.
Da aber die Behelfsumfahrung unter anderem auf einer Länge von circa 90 Meter aus Schwimmpontons bestand, konnte in der Winterzeit jedes Jahres wegen einer möglichen Gefährdung durch Eisgang diese Streckenführung nicht aufrecht erhalten bleiben. In der Winterzeit wurden die Pontons daher jährlich entfernt und in ein eisgangsicheres Winterlager überführt.
Aufgrund der stark voranschreitenden Verschlechterung des Erhaltungszustands der Fachwerkbrücke und der Gefahr der sich daraus ergebenden Auswirkungen für die Aufrechterhaltung des öffentlichen Verkehrs (Straßenverkehr und Radfahrer sowie Fußgänger) wurde noch im Jahre 2009 die Entscheidung getroffen, eine Planung zum Umbau der Behelfsumfahrung als vorgezogene Maßnahme durchzuführen und so schnell wie möglich baulich zu realisieren.
Mit der Verkehrsfreigabe der erneuerten Behelfsumfahrung im April 2012 konnte der öffentliche Verkehr nunmehr ganzjährig komplett und zweispurig über die Umfahrung geführt werden.
Der Umbau umfasste die Erneuerung von Teilen der Brückenkonstruktion und den Ersatz der alten Schwimmpontons durch eine bewegliche Brückenklappe zur Gewährleistung der Schiffspassagen des Meiningenstroms.
Die alte Fachwerkbrücke wurde gleichzeitig dauerhaft für den öffentlichen Verkehr gesperrt. Einzig für die Gewährleistung der Freihaltung des Fahrwassers der Bundeswasserstraße wurde das Drehteil der Fachwerkbrücke unter Betrieb gehalten.
Die Brückenöffnung erfolgte im Zeitraum März bis Oktober viermal täglich, in den Monaten Oktober bis März bei Bedarf.
Seit der Sperrung der Fachwerkbrücke für den öffentlichen Verkehr kam es zum weiteren Voranschreiten der Verschlechterung des Erhaltungszustands. Davon insbesondere betroffen war das noch in Betrieb zu haltende Drehteil der alten Fachwerkbrücke. Die zunehmende Verschlechterung des Zustands der mechanischen Bauteile durch Verschleiß schloss ein plötzliches Versagen der Betriebsfähigkeit nicht aus. Aus diesem Grund wurde das Drehteil ab 2020 dauerhaft im geöffneten Zustand festgesetzt.